Nach der Hotelfachschule Belvoirpark in Zürich arbeitete Céline schon in jungen Jahren erfolgreich in der Luxus- und Hotelbranche; Unter anderem als Event & Promotion Director bei Nestlé Nespresso SA, als Managing Director bei Hermès und später im renommierten 5 Sterne Hotel, Les Trois Rois in Basel, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann in der Geschäftsleitung tätig war.
Céline, Du hast während rund zehn Jahren erfolgreich in der Hotel- und Luxusindustrie gearbeitet. 2012, nach der Geburt deiner ersten Tochter, hast du einen dreijährigen «Career-Break» eingelegt und bist danach in eine neue Branche eingestiegen. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Eigentlich wollte ich nach einem Jahr Baby-Pause wieder zurück in die Hotellerie und teilzeit in der gleichen oder ähnlichen Führungsposition weiterarbeiten. Leider war dies nicht möglich. Ich hätte diese Positionen nur bei einem Pensum von achtzig bis hundertprozent antreten können, was für mich zu diesem Zeitpunkt zuviel gewesen wäre. Ich wollte auch Zeit für meine Tochter und meine Familie haben.
Da ich in meiner Rolle als frischgebackene Mutter gleichzeitig sehr erfüllt war, habe ich mich daraufhin entschieden, eine berufliche Auszeit zu machen und meine Zeit meiner Tochter und meiner Familie zu widmen.
«Nach einer dreijährigen Pause wollte ich unbedingt wieder arbeiten und unabhängig sein. In der Hotellerie fand ich aber leider immer noch keine Teilzeitstellen für Leadership-Positionen.«
Ich habe mich mit meiner Familie und meinen Freund*innen ausgetauscht und mich gefragt, was ich sonst noch gerne mache und lernen würde, und wo meine Stärken sind. Der Austausch mit Menschen, wie auch Unterstützung und Ratschläge zu geben, hat mich schon immer sehr erfüllt.
Diese Erkenntnisse haben mich motiviert, eine Weiterbildung im Coaching und in der Pädagogik zu absolvieren und mehr über diese Themen zu lernen. Einige Monate später bekam ich die Chance auf ein Vorstellungsgespräch als Deutsch und Französisch Lehrerin in einer Privatschule in Basel. Eine gute Freundin von mir hatte mir diesen Kontakt hergestellt. Ich habe mich beworben und bekam die Stelle.
Die Arbeit als Lehrerin erfüllt mich sehr. Ich bin dankbar, dass ich meine Kompetenzen, wie Leadership, Empathie und Kommunikationsfähigkeit sinnvoll einsetzen kann. Gleichzeitig arbeite ich als Nachhilfe-Lehrerin für Jugendliche (bis 20 Jahre). Aktuell habe ich dreizehn Schüler und helfe unter anderem bei der Vorbereitung zur Matura.
Und zu guter Letzt bin ich noch als Trainerin in einem Unternehmen, das unter anderem Sales-Trainings in der Luxusindustrie anbietet, tätig. Hier kann ich mein Wissen von der Hotellerie und Luxusindustrie wirksam einbringen, und helfe auch beim Design und Aufbau von hochwertigen Kursen.
Erzähle uns bitte noch mehr von dir. Was waren bis anhin deine grössten Erfolge und welche Hürden musstest du bewältigen?
Meine grösster Erfolg sind meine beiden Mädchen.
«Ich versuche meinen Kindern möglichst viel auf den Weg mitzugeben; und dazu gehören neben Respekt und Empathie auch Neugier und die Freude am Lernen.»
Diese Werte lebe ich täglich vor, denn ich möchte ein gutes Vorbild für die beiden sein.
Hürden sind für mich vor allem Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Meine Arbeitstage sind minutiös durchorganisert, anders geht es leider nicht.
Ausserdem bin ich Perfektionistin; ich möchte sowohl privat als auch beruflich mein Bestes geben. Eine Eigenschaft, die mir nicht immer zu Gute kommt, da ich mich oft selber zu stark unter Druck setzte.
Auf welchen Werten beruhen deine täglichen Handlungen und Entscheidungen?
Respekt – Ein respektvoller Umgang mit anderen Menschen, Tieren und der Umwelt, gehört für mich zu den wichtigsten Werten.
Empathie und Leidenschaft – Emotionale Intelligenz ist für mich unentbehrlich, damit ich mein Gegenüber besser verstehe und wir gemeinsam Erfolge verbuchen können – Leidenschaft macht für mich den Unterschied, ob jemand etwas mit Herzblut macht oder nur halbherzig. Mein Motto ist «immer vollen Einsatz zu leisten.»
Loyalität – Loyalität stärkt das Vertrauen in Beziehungen und schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit.
Welche Rituale hast du in deinem Alltag integriert und wie schaltest du privat ab?
An meinem Morgenritual arbeite ich noch (schmunzelt). Am liebsten würde ich jeden Tag um 5.30 Uhr aufstehen, meditieren, Sport machen, lesen und gemütlich Kaffee trinken, bevor ich das Frühstück für meine zwei Mädchen vorbereite. Denn danach geht der ganze Trubel los. Leider schaffe ich diese Routine bis jetzt nur an drei Tagen pro Woche einzuhalten. Doch ich arbeite daran – das Ziel wäre fünf Tage pro Woche. Erste Erfolge konnte ich schon verbuchen und ich merke wieviel mehr Power ich den ganzen Tag habe, wenn ich mir am Morgen gezielt Zeit für mich selbst nehme.
Damit ich meine Wochenziele erreiche, arbeite ich mit der speziellen Agenda Ein guter Plan. Eine Agenda, wie im Stil von Moleskine, aber detaillierter und ausführlicher, in welche ich von Hand, meine täglichen Ziele und Inspirationen eintrage.
Wenn ich fokussiert arbeiten und Prioritäten setzen muss, verwende ich meistens die Pomodoro Technik. Bei dieser Technik stelle ich den Wecker und arbeite in Intervallen von 25 Minuten.
Privat schalte ich am besten ab, wenn ich Zeit mit meiner Familie und meinen Freund*innen verbringe. Ein feines Essen, ein gutes Glas Wein und ich bin glücklich.
Was ist deine Vision im Hinblick auf die Arbeitswelt von morgen?
Mit der Digitalisierung werden Soft Skills immer wichtiger, vor allem im Leadership-Bereich. Sie dürfen meiner Meinung nach, nicht vernachlässigt werden und sollten mehr im Mittelpunkt stehen. Hat ein Manager genügend Empathie und Resilienz? Welche Werte bringt er mit, dass er sein Team auch führen kann? Diese Fähigkeiten sind meines Erachtens viel wichtiger als jemanden nur nach seinen Hard Skills und Diplomen zu beurteilen.
Céline, welche Rolle spielen deiner Meinung nach Weiterbildung und Umschulung von berufstätigen Menschen und was empfiehlst du konkret?
Weiterbildung und Umschulung spielen eine bedeutende Rolle, um Menschen auf die sich immer schneller ändernden Anforderungen des Arbeitsmarkts vorzubereiten.
«Als konkrete Empfehlung würde ich vorschlagen, dass sich berufstätige Menschen gezielt in ihrem Beruf weiterbilden und sich bemühen, regelmässig neue Fähigkeiten zu erlernen. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden auf diesem Weiterbildungsweg viel mehr inspirieren und unterstützen.»
Es ist auch wichtig, regelmässig über die aktuellen Entwicklungen im Beruf auf dem Laufenden zu bleiben und sich, wenn nötig, umzuschulen, um relevante Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Skills im heutigen Berufsleben?
Agilität gehört für mich zu den wichtigsten Skills. Für mich bedeutet es, dass wir uns konstant weiterbilden sollten, damit wir auch weiterhin attraktiv auf dem Arbeitsmarkt bleiben.
Teamfähigkeit; Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit ist für jede berufliche Tätigkeit wichtig. Teamwork trägt dazu bei, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen und erfolgreiche Ergebnisse zu gewährleisten.
Kommunikation ist eine wichtige Fähigkeit, weil sie uns ermöglicht, unsere Gedanken, Gefühle und Ideen mit anderen Menschen zu teilen.
Wenn du dich auf nur einen Skill fokussieren müsstest, welcher wäre das?
Kommunikation – denn ohne Kommunikation wäre es schwierig, in einer Gruppe zu arbeiten oder ein Team zu bilden. Kommunikation ist auch wichtig, um Probleme und Konflikte zu lösen, was für jede Gruppe und Organisation von entscheidender Bedeutung ist.
Welche 3 Bücher haben dich am meisten beeinflusst und warum?
Das rote Adressbuch von Sofia Lundberg
Ein Buch, das mir eine gute Freundin empfohlen hat und ich nie vergessen werde. Viele Weisheiten, eingepackt in eine berührende und spannende Lebensgeschichte.
The Miracle Morning von Hal Elrod
Ich bin dieses Buch gerade am lesen. Es geht darum, eine erfolgreiche Morgenroutine einzubauen.
Les fleur du mal (Die Blumen des Bösen) von Charles Baudelaire
Ein französischer Klassiker – dieses Buch vereint einige der schönsten und leidenschaftlichsten Gedichte der Weltliteratur.
Welchen ausserirdischen Super-Skill hättest du gerne und warum?
Ich hätte gerne die Fähigkeit, durch Raum und Zeit zu reisen, das wäre abenteuerlich. Dann würde ich fremde Galaxien erforschen, in die Antike zurückreisen und natürlich auch einen Blick in die Zukunft werfen, um herauszufinden, wo wir uns in zwanzig Jahren befinden werden.
Liebe Céline, vielen herzlichen Dank für deine Zeit, es hat Spass gemacht, dich zu interviewen.