Nadja ist Hotelière, PR-Fachfrau, Ausbildnerin, Yogalehrerin/Inhaberin von Royal Yoga, und seit September 2022, Studentin an der Pädagogischen Hochschule Luzern, im Bachelorstudiengang Primarstufe. Lebenslanges Lernen war schon immer ein fester Bestandteil in Nadja’s Leben.
Nadja, du bist ein Paradebeispiel für Lifelong Learning und hast dich in deiner Karriere ständig neu erfunden. Wie kam es dazu, dass du nach der Hotellerie plötzlich einen anderen Berufsweg eingeschlagen hast?
Ich habe nach der Hotelfachschule sehr gerne und erfolgreich in der Hotellerie gearbeitet. Damals gab es im Hotel-Management leider nur 150% oder nichts, deshalb habe ich nach der Familiengründung entschieden, eine andere berufliche Richtung einzuschlagen.
Ich habe mich auf den Bereich PR und Kommunikation spezialisiert und war viele Jahre in diesem Bereich in einer Klinik zuständig.
Seit September dieses Jahres hast du dich mit 50 Jahren nochmals entschieden ein Studium im Bereich Pädagogik anzupacken. Wie kam es dazu?
Lernen ist ein absolutes Privileg. Und Lernen hält jung. Ich wollte nochmals etwas Neues in Angriff nehmen und bin so – nach einem fundierten persönlichen Prozess – auf den Studiengang Primarlehrerin gekommen.
«Es ist eine Tatsache, dass es zu wenig Lehrpersonen gibt und zudem möchte ich eine sinnstiftende Tätigkeit ausüben.»
Ich habe das Glück sehr privilegiert zu leben, so kann ich der Gesellschaft etwas zurückgeben.
Nadja, erzähle uns bitte noch mehr von dir. Was waren bis anhin deine grössten Erfolge, und welche Hürden musstest du bewältigen? Was hat dich heute zu dem gemacht, was du bist?
Mein absolut grösster Erfolg sind natürlich meine drei tollen Kinder. Beruflich konnte ich sehr früh, sehr erfolgreich arbeiten. Bereits mit 26 Jahren führten mein Mann und ich ein schönes Hotel im Engadin. Ich war sehr karrierebewusst und zielstrebig.
«Die grösste Hürde war, die Gründung meiner Familie. Damals war es einfach nicht vorgesehen, Familie und Karriere zu haben. Ich habe immer gearbeitet aber die Karriere war mit den Kindern nicht mehr möglich.»
Heute wäre das sicher anders, die Strukturen haben sich zum Glück geändert, wenn auch noch lange nicht so, wie ich es mir wünschen würde.
Auf welchen Werten beruhen deine täglichen Handlungen und Entscheidungen?
Mein Yoga-Weg hat mir auch noch einen ganz anderer Aspekt des Lebens gezeigt. Ich lebe sehr bewusst und achtsam. Ein respektvoller Umgang ist für mich der Schlüssel zu einem erfolgreichen Miteinander.
Welche Rituale hast du in deinem Alltag integriert? Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus? Und wie schaltest du privat ab?
Mein Tag beginnt immer mit grünem Tee. Mein Mann und ich nehmen uns morgens bewusst ein paar Minuten Zeit, um gemeinsam in den Tag zu starten und uns auszutauschen.
«Wenn immer möglich meditiere ich und praktiziere Yoga. Yoga ist für mich der Schlüssel, um immer wieder zurück zu mir zu finden.»
Yoga macht mich glücklich, erdet mich und ist ein Teil meines Lebensweges geworden.
Was ist deine Vision im Hinblick auf die Arbeitswelt von morgen?
Die Arbeitswelt muss flexibler werden und Gleichberechtigung und Diversität sollte in allen Bereichen gelebt werden.
«Es darf nicht mehr sein, dass eine Frau sich zwischen Familie und Karriere entscheiden muss.»
Bezüglich flexibles Arbeiten, wird das starre Modell, Montag bis Freitag vor Ort, aus meiner Sicht, immer mehr aufgeweicht. Remote Work und hybrides Arbeiten nehmen immer mehr Form an, und dies ist auch gut so.
Nadja, welche Rolle spielen deiner Meinung nach Weiterbildung und Umschulung von berufstätigen Menschen und was empfiehlst du konkret?
Ich kann es nur wiederholen. Lernen ist ein absolutes Privileg und wir in der Schweiz haben dieses unglaubliche Glück, dass wir lernen dürfen!
«Bildung ist für mich der Schlüssel zu allem. Die sogenannte Lebensstelle, sprich der Beruf fürs ganze Leben verschwindet. Die Zeiten, in welchen ein einziger Beruf das ganze Leben lang ausgeführt werden konnte, sind vorbei. Mit der Digitalisierung ändert sich unser Leben rasant. Wenn wir nicht kontinuierlich lernen, sind wir schon morgen weg vom Fenster.»
Arbeit ist für mich auch Lebenszeit und darum sollte der Beruf Spass machen. Es liegt an uns, zu entscheiden, welchem Unternehmen, welchen Vorgesetzten und welchen Kolleg*innen wir unsere Zeit schenken möchten.
«Darum kann ich nur empfehlen, wenn es nicht mehr passt, dann sollte der Mut aufgebracht werden, aus seiner Komfortzone auszubrechen, die Chance zu packen und etwas Neues zu wagen. Nur weil mit 25 Jahren etwas gepasst hat, heisst es nicht, dass es mit 50 Jahren noch das Richtige ist.»
Mir ist natürlich bewusst, dass Weiterbildung auch einen finanziellen Aspekt hat. Es gibt hier aber einige Möglichkeiten, die viele Menschen gar nicht zu kennen scheinen, wie zum Beispiel Weiterbildungsgutscheine, Darlehen oder andere finanzielle Unterstützungen, die meines Erachtens helfen können, wenn die finanziellen Mittel knapp sind. Ich hoffe, hier tut sich in Zukunft noch viel mehr, damit Weiterbildung wirklich für alle erschwinglich sein wird.
Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Skills im heutigen Berufsleben?
Bei allem, was durch digitale Technologien und künstliche Intelligenz ersetzt werden kann, bleiben für mich emotionale und soziale Intelligenz einzigartige menschliche Fähigkeiten und sind meines Erachtens ausschlaggebend für jede Branche.
Hinzu kommt kritisches Denken, es gehört für mich zu den wichtigsten Skills überhaupt.
«Wir brauchen die Fähigkeit des kritischen Denkens, um uns selbst zu reflektieren und unsere Meinungen zu hinterfragen. Heute ist dieser Skill, in Anbetracht der Flut von Nachrichten, die täglich auf uns einströmt, besonders wichtig.»
Wir sollten fähig sein, unsere eigene Meinung zu bilden und nicht abhängig von anderen Meinungen werden.
Wenn du dich auf nur einen Skill fokussieren müsstest, welcher wäre das?
Absolut für mich zentral ist und bleibt die Kommunikation.
«Kommunikation ist der Schlüssel für den Erfolg und wird leider oft vernachlässigt.»
Eine riesen Chance, die oft vergeben wird. Das Unternehmen kann noch so modern, digital, zeitgemäss sein. Wenn die Kommunikation nicht stimmt, funktioniert es nicht.
Welche 3 Bücher haben dich am meisten beeinflusst und warum?
- Siddhartha von Hermann Hesse – Zauberhaft und lebensverändernd
- Das grüne Seidentuch von Marcella Maier – eine inspirierende Geschichte, starker Frauen
- Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupery – erste literarische Erlebnisse und lebensprägend, rührt mich heute noch.
Welchen ausserirdischen Super-Skill hättest du gerne und warum?
Ich würde mein Zeitbudget gerne vervielfachen können, damit ich alle meine Interessen und Ideen verfolgen könnte. Hätte der Tag doch manchmal nur doppelt so viele Stunden (lacht).
Liebe Nadja, vielen herzlichen Dank für deine Zeit, es hat Spass gemacht, dich zu interviewen.