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Niemand kann dir Bildung wegnehmen

Ana Soric ist Managing Director und Expertin für Change-Management in der UBS. Ihre Karriere ist beindruckend und alles andere als der klassische Weg. 2001, nach ihrem Studium an der Universität Zadar, in englischer und italienischer Sprache und Literatur, verlässt Ana Kroatien und kommt in die Schweiz. In ihrer Tasche hat sie ihren Masterabschluss. Sie hat keinen Job und keine Deutschkenntnisse.

Ana, du bist heute eine erfolgreiche Leaderin und Mentorin. Wie ging es weiter, als du vor 20 Jahren in die Schweiz kamst?

Damals gab es in den Bereichen, in welchen ich mein Studium abgeschlossen hatte, praktisch keine Stellenangebote und ich konnte keinen Job finden. Doch ich wollte unbedingt arbeiten und aufgeben war keine Option.

Ich habe mich nach anderen Möglichkeiten umgeschaut und erkannt, dass die grössten Jobchancen in der Technologie, insbesondere in der Programmierung waren. Dafür hatte ich mich bereits während dem Studium interessiert.

Ich ging in eine Buchhandlung und kaufte mir einen dicken Wälzer über Java-Programmierung. Ich wollte mir das Programmieren selber beibringen.

Eine Weile später, nach intensivem Lernen war ich stolze zertifizierte Java-Programmiererin von Sun Microsystems. 

Mit diesem Zertifikat bewarb ich mich auf etliche Stellen. Nach einem Jahr bei einem Internet-Startup, bekam ich schliesslich einen Job als Java-Programmiererin bei der AXA (damals Winterthur Versicherung). Ich war überglücklich.

«Ich glaube, ich habe sie überzeugt, dass ich super motiviert und lernwillig bin. Und sie gaben mir eine Chance

Hast du es nicht vermisst, dein Wissen, das du dir in deinem Studium angeeignet hast, plötzlich aufs Eis zu legen und etwas ganz Anderes zu machen? 

Ich habe mein Wissen vom Studium ja nicht eingefroren, sondern Neues dazugelernt. Literatur und Sprachen sind nach wie vor eine Leidenschaft von mir, und in meiner Freizeit verbringe ich unter anderem viel Zeit mit Kultur und Lesen. Ausserdem habe ich mir nebenbei noch Deutsch beigebracht, da es für mich sehr wichtig war, die lokale Sprache zu sprechen, um mich dadurch besser integrieren zu können. 

Ich bin sehr froh, dass ich damals den Sprung ins kalte Wasser gewagt habe und in einen anderen Bereich eingetaucht bin.

Wie ging es für dich nach AXA weiter?

Nach vier Jahren, hatte ich den Drang mich neu auszuprobieren und herauszufordern. 2006 habe ich eine Karriere bei der UBS als IT Business Analyst und Project Manager gestartet. Nach 7 Jahren im IT-Department hatte ich wieder den Wunsch nach Abwechslung. 

Ich habe zu Internal Audit gewechselt, wo ich für die Revision der verschiedenen weltweiten Projekte zuständig war. Ohne jeglichen Hintergrund im Audit war es für mich wieder eine Gelegenheit etwas Neues dazu zu lernen, und auf meinen bestehenden Skills aufzubauen. 

Nach dem Audit habe ich in die Abteilung, Compliance und Operational Risk, gewechselt. Dort leitete ich das Change Portfolio von grossen regulatorischen Projekten. Bis vor kurzem war ich Head Group Change Governance, zuständig für die firmenweiten Change Frameworks und die Aufsicht von strategischen Firmen-übergreifenden Projekten.

Seit ein paar Monaten bin ich Stream Product Lead für digitale Lösungen bei der UBS Global Wealth Management Americas. Im Januar werde ich für zwei Jahre vor Ort in New York arbeiten. Abgesehen von New York, freue ich mich, im agilen Arbeitsumfeld tätig zu sein. Dies bringt ganz neue Möglichkeiten mit sich; mehr Flexibilität und Innovationen, um sowohl besser als auch schneller auf die ständig wechselnden Herausforderungen in unserem Umfeld reagieren zu können.

Wow, das klingt grossartig! Wie kam die Idee deine Zelte hier in Zürich aufzubrechen und nach New York zu ziehen?

Nach so vielen Jahren in der Schweiz, hat mich das Fernweh gepackt. Und zudem wollte ich mehr Kundennähe. Im Wealth Management zu arbeiten, war schon seit längerem ein Wunsch von mir. Und ich wollte wieder mal eine Chance etwas Neues zu lernen und eine grosse Herausforderung anzupacken. Dann kam das Angebot aus New York. Für mich ist diese Stadt eine der pulsierendsten und schönsten Städte der Welt. Und der «Melting-Pot» an Kulturen die zusammentreffen, der Mindset, alles das passt zu mir und inspiriert mich unglaublich.

Ana, erzähle uns bitte noch mehr von dir. Was waren bis anhin deine grössten Erfolge und welche Hürden musstest du bewältigen? Was hat dich heute zu dem gemacht was du bist?

Ich bin stolz auf viele Errungenschaften in meiner beruflichen Laufbahn, die vor allem das Ergebnis von harter Arbeit, Beharrlichkeit und meinem Wunsch, mich ständig weiterzuentwickeln, waren. 

«Meine Eltern haben mir beigebracht, dass Bildung zu den wichtigsten Dingen im Leben gehört. Es ist etwas, dass dir niemand wegnehmen kann. Und es gibt dir eine bessere Chance im Leben glücklich und erfolgreich zu sein.»

Ich würde sagen, die grössten Herausforderungen in meinem Leben waren der Umzug ins Ausland und der Versuch, meinen Platz in der neuen Gesellschaft und dem neuen Arbeitsumfeld zu finden. Gleichzeitig war dies aber auch mein grösster Erfolg. Ich mag gute Herausforderungen, sie motivieren und spornen mich an, und ich bin immer entschlossen, das Positive zu sehen und Lösungen zu finden.

Auf welchen Werten beruhen deine täglichen Handlungen und Entscheidungen?

Integrität, Verantwortlichkeit und klare Kommunikation. 

Das Wichtigste für mich ist, dass ich meine Worte auch in Taten umsetze und mein Team unterstütze. Ich treffe gerne schnelle, aber faktenbasierte, pragmatische Entscheidungen.

Welche Rituale hast du in deinem Alltag integriert? Wie sieht die erste Stunde deines Tages aus? Und wie schaltest du privat ab? 

Ich bin kein «Morgen-Mensch». Darum wissen alle meine Mitarbeitenden und Kolleg*innen, dass sie mir vor 9 Uhr keinen Termin eintragen sollten. Ich brauche meinen Kaffee am Morgen. Gerne checke ich kurz die Online-Medien und starte dann langsam in den Tag. 

Am besten schalte ich mit meinen Freund*innen, und beim Sport ab. Ich spiele regelmässig Tennis und gehe ins Fitness. Ausserdem bin ich eine Feinschmeckerin. Ich liebe es, neue Restaurants auszuprobieren und mich kulinarisch verwöhnen zu lassen.

Was ist deine Vision im Hinblick auf die Arbeitswelt von morgen?

Ich denke, dass hybrides Arbeiten einer der wichtigsten Trends ist. Wir leben es bereits, aber ich denke, es wird immer wichtiger werden, vor allem für neue Generationen, die nicht an ein Büro, eine Stadt oder ein Land gebunden sein wollen. 

Ich glaube auch, dass es mehr Menschen geben wird, die ihren Arbeitsplatz oder ihre gesamte Laufbahn wechseln, weshalb sowohl Arbeitgeber*innen als auch Arbeitnehmer*innen neue Strategien entwickeln und bei der Einstellung von Mitarbeitenden flexibler werden müssen.

Ana, welche Rolle spielen deiner Meinung nach Weiterbildung und Umschulung von berufstätigen Menschen und was empfiehlst du konkret?

Kontinuierliche Weiterbildung  ist heute nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Menschen müssen sich regelmässig weiterbilden, damit sie nicht den Anschluss verlieren. Aber Weiterbildung und Wissen bedeuten für mich noch viel mehr;

«Ich bin überzeugt, mit mehr Bildung und Wissen, haben Menschen die Fähigkeit eine bessere Welt zu kreieren.»

Ich persönlich bin Autodidaktin, d.h. ich liebe es selber zu lernen und ich habe das Lernen in meinen Alltag integriert. 

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, um zu Lernen; Evrlearn bietet auf seiner Weiterbildungsplattform viele tolle nationale und internationale Kurse und Weiterbildungen in vielfältigen Formaten an, die alle handverlesen sind. Da ist für jeden Menschen etwas dabei.

Was sind deiner Meinung nach die wichtigsten Skills im heutigen Berufsleben?

Digital and Data Literacy; den ohne diese Skills wird es bald unmöglich sein, irgendeinen Beruf auszuüben. 

Heute muss alles schnell (und am besten online) gehen. Kunden möchten Produkte haben, die ihnen ermöglichen in wenig Zeit ihre Bedürfnisse abzudecken. Ich bin nicht anders, alles was mich mehr als ein paar Klicks kostet, lasse ich schnell sein. 

«Agilität und Neugier sind sehr wichtig, um auf unsere immer schneller wechselnde Welt vorbereitet zu sein und schnell reagieren zu können.»

Die Pandemie hat uns gezeigt, wie sich von heute auf morgen das ganze Leben ändern kann. Remote working zum Beispiel war vor der Pandemie fast gar nicht denkbar; wie auch viele andere Dinge, die dann plötzlich gegangen sind.

Wenn du dich auf nur einen Skill fokussieren müsstest, welcher wäre das?

Führung, denn darin liegt meine Stärke, und sie ist auch der Schlüssel zu den effektivsten und leistungsfähigsten Teams.

Du bist seit Jahren auch als Mentorin tätig und hilfst Menschen auf ihrem Berufsweg. Welches sind deine drei wichtigsten Ratschläge?

Finde heraus, was du erreichen willst und finde einen Weg dorthin. Habe keine Angst, neue Dinge auszuprobieren und warte nicht zu lange mit einer Veränderung, wenn du mit deiner aktuellen Situation unzufrieden bist. 

Oft sind Menschen unzufrieden und finden den Mut nicht etwas zu bewegen, denn das bedeutet, dass sie aus Ihre Komfort-Zone heraus müssen. Das ist nicht immer einfach. Aber aus meiner Sicht der einzige Weg im Leben weiter zu kommen.

Welche drei Bücher haben dich am meisten beeinflusst und warum?

Ich lese meistens Fachbücher, da ich daraus etwas Neues lernen kann und in meinem Beruf anwenden kann. Jedes Mal bevor ich meinen Job wechsle lese ich wieder «The First Ninety Days» von Michael D. Watkins.

«Talk like TED» von Carmine Gallo ist mein zweites Lieblilngsbuch. Es erklärt auf eine einfache Art und Weise, wie man mit Storytelling «impactful» sein kann. Und jeder liebt Ted Talks, nicht wahr? 

Zu meinen Favoriten würde ich auch «Lean In» von Sharyll Sandberg dazuzählen. Sie zeigt unter anderem welche Hindernisse Frauen an sich selber stellen und wie sie diese bewältigen können. Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen, da ich vor allem junge Frauen auf ihrem Berufsweg unterstützen möchte.

Welche ausserirdische Super-Skill hättest du gerne und warum?

Ich würde mich gerne teleportieren lassen können, damit ich, wenn ich Lust habe, nach Kroatien zu meinem Lieblings Strand gehen kann. Wer weiss, vielleicht wird das in der zukünftigen Meta-Welt bald möglich sein.

Liebe Ana, vielen herzlichen Dank für deine Zeit, es hat Spass gemacht, dich zu interviewen.