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Hier findest du frühere Evrlearn Podcast Episoden:
- Joël Luc Cachelin, Zukunftsforscher Wissensfabrik
- Marcel Salathé, Akademischer Direktor EPFL Extension School
- Martin Scherrer, Co-Founder Jobplattform Yooture
Marco Salvi, Avenir Suisse
Dr. Marco Salvi (Twitter: @salvesalvi) ist Senior Fellow und Forschungsleiter Chancengesellschaft beim Schweizer Think Tank Avenir Suisse. Er studierte Volkswirtschaft und Ökonometrie an der Universität Zürich und promovierte an der EPFL. Marco Salvi ist ebenfalls Dozent für Ökonomie an der ETH Zürich.
Was haben wir vertieft?
Im Evrlearn Podcast vertiefe ich mit Marco Salvi das Thema Weiterbildung – aus persönlicher Sicht und auf die Schweiz bezogen. Dabei kommen spannende Ansätze zu ‚Learning on the job‘ als wichtigste Quelle von neuem Know-how zur Sprache. Daneben besprechen wir zwei mögliche Strategien der Weiterbildung: Zum Einen die Investition in Allgemeinbildung und zum Anderen in die Spezialisierung. Schliesslich wird ebenfalls noch das Signaling von Diplomen im Zusammenhang mit dem Potenzial von Google Career Certificates angeschnitten.
🎙️ Podcast thematisch und nach Zeit geordnet
⏱️ 01:20 – Dissertation als letzte Weiterbildung
«Ich glaube, meine Dissertation war meine letzte Weiterbildung, und die ist zehn Jahre her.»
«Aber ich arbeite hier in einem Think Tank und eigentlich bildet man sich jeden Tag weiter. […] Unser Umfeld ist eine permanente Weiterbildung.»
⏱️ 02:00 – Die wichtigste Quelle von neuem Know-how
«’Learning on the job‘ ist bei weitem die wichtigste Quelle von neuem Know-How in der Schweiz und in praktisch allen Arbeitsmärkten.»
«Nichtsdestotrotz ist die Bedeutung der formalen Bildung immer noch sehr gross. Es wird die Frage sein, inwiefern die eine wichtiger wird als die andere.»
⏱️ 03:00 – Weiterbildung wird aber trotzdem erwartet
«Bei uns münden Weiterbildungsaktivitäten in Publikationen. Das ist eine Art zu zeigen, was man kann.»
«Dann sind wir sehr exponiert, was Feedback aus dem Markt anbelangt. Ich bin auf Twitter, gebe Interviews und Podcasts und hoffe, dadurch auch meine Skills zeigen zu können.»
«In anderen Jobs stellt sich natürlich immer die Frage, wie kann ich zeigen was ich kann?»
«Ich bin der Meinung, dass die technologische Entwicklung der letzten Jahre viel mehr Möglichkeiten gibt, um zu zeigen, dass man etwas kann.»
«Die Demokratisierung von Wissen und die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten – auch ausserhalb der normalen Laufbahnen – zu zeigen, hat massiv zugenommen. Für gewisse Jobs.»
Die Relevanz von ‚Show me what you’ve done‘ hat bereits Marcel Salathé in einem früheren Evrlearn Podcast eingebracht:
«Am kompetitivsten bist du natürlich, wenn du beides hast, aber es gibt auch da eine Dynamik, wo die Leute immer öfter sagen: Okay, Diplom gut, aber ’show me what you’ve done‘. In dieser immer digitalisierteren Welt wird das immer wichtiger.»
⏱️ 07:30 – Weiterbildungsaktivität in der Schweiz ist enorm
«Die Weiterbildungsaktivitäten in der Schweiz sind enorm. Die Arbeitskräfte in der Schweiz sind sehr aktiv und möchten ihre Skills à jour halten.»
«Ich mache mir nicht so viele Sorgen über die Anpassungsfähigkeit des Schweizer Arbeitsmarktes oder der Erwerbstätigen in der Schweiz.»
⏱️ 09:00 – Allgemeinbildung vs. Spezialisierung
«Es ist die ewige Frage der Spezialisierung oder der Risiken, die eine Spezialisierung mit sich bringt.»
«Es ist klar: Wer spezialisiert ist in einer Tätigkeit, die heute nachgefragt wird, ist besser dran, als wenn man Generalist ist.»
«Aber angesichts dieser Ungewissheit [über die technologische Entwicklung und die Zukunft] lohnt es sich, auch in allgemeine Skills zu investieren und so die Tür offen zu halten für Neues – für neue Wege, neue Karrieren, neues Wissen.»
«Die Frage des Risiko-Return-Profils eines Jobs ist sehr wichtig.»
«Wenn ich sehe, wie schnell das geht, dann denke ich diese Allgemeinbildung, diese Skills, diese Fähigkeit zum Wandel, diese Adaptionsfähigkeit ist heute wichtiger als vielleicht früher.»
⏱️ 10:20 – Wandel in Branchen vs. Volkswirtschaft in der Schweiz
«Wir sehen punktuell in gewissen Berufen, in gewissen Branchen grosse Umwälzungen. Wenn ich dann aber wieder auf die gesamte Volkswirtschaft schaue, wie sich der Strukturwandel in der Schweiz verhält, dann sehe ich keine Beschleunigung. Ich sehe einen steten Wandel und eine stete Anpassung.»
«Wir haben in der Schweiz eine unglaubliche Entwicklung was Skill-Level, also Bildungsentwicklung anbelangt.»
«Die Schweiz hat keine Polarisierung des Arbeitsmarktes erlebt, wie dies beispielsweise die USA erleben. Wo mittlere Qualifizierte zurückgerutscht sind in niedrig-qualifizierte Bereiche.»
«Wir hatten ein Upgrade, ein Up-Skilling.»
⏱️ 19:00 – Lebenslanges Lernen und Weiterbildung in der Schweiz
Auf einer Skala von 1-10, was gibst du der Schweiz hinsichtlich lebenslangem Lernen?
«Wenn man sich in der Schweiz weiterbilden möchte, dann ist das eher möglich als in anderen Ländern. Deshalb gebe ich der Schweiz eine 8.»
⏱️ 24:00 – Weiterbildung – Signaling oder lernt man dort etwas?
«Das ist die ewige Frage der Bildungsökonomie: Ist […] eine Weiterbildung Signaling oder lernt man dort etwas?»
«Ich glaube nicht, dass das Skill-Portfolio alleine ausreichen wird. Man muss das irgendwie beweisen können. Die Gatekeeping-Funktion von Bildungsinstitutionen bleibt weiterhin sehr wichtig.»
«Das wird sich nicht so schnell ändern [trotz Corona], weil diese Macht des Signalings sehr stark ist. Auch politisch stark. Die Universitäten, das Bildungssystem hat eine grosse Macht. Und das System wird die Macht nicht so schnell abgeben – an Google oder Euch [Evrlearn].»
⏱️ 29:00 – Potenzial von Google Career Certificates
«Das scheint mir eine sehr freche Behauptung von Google zu sein. Diese 6-monatigen Kurse als äquivalent anzuschauen [wie eine vierjährige Hochschulbildung.]»
«Ich bin sehr positiv eingestellt gegenüber solchen Innovationen. Das ist wahnsinnig spannend auch für unser Bildungssystem. Aber die Möglichkeit von Fernunis oder von Fernkursen gab es schon seit dem 19. Jahrhundert oder noch früher. Das hat keine Wirkung gezeigt oder es war nie eine Bedrohung für die physische Präsenz in einem Auditorium, an einem bestimmten Ort mit Kommilitonen, mit Kollegen und mit einem Netzwerk. Das sind wichtige Bestandteile einer Bildung und das wird nicht so einfach sein zu replizieren.»
⏱️ 36:30 – Das wichtigste Learning
«Wissen ist nicht alles. Nämlich, dass die anderen Skills wie Energie, Drive, Interesse mindestens so wichtig sind. Und wahrscheinlich auch schwieriger zu pflegen und weiterzuentwickeln.»
Podcast-Empfehlungen
Im Anschluss an unser Gespräch hat mir Marco noch mitgeteilt, dass er für sich als Weiterbildungsmittel Podcasts entdeckt hat und diesen eine rigorose Zukunft voraussagt. Entsprechend wollte ich natürlich seine drei Favoriten hören: